Automat
Aus Daimon
Seit der Antike steht Technik der Religion und Politik mit bewegten Statuen, singenden Bildsäulen, schwitzenden Orakeln, mechanischen Schnecken, zwitschernden Aufziehvögel, animierten Altären und ganzen Automatentheatern zur Seite. Maschinen dienten sowohl der Unterhaltung als auch der Propaganda und Autorisierung von Herrschaftsverhältnissen, insbesondere wenn ihre Wirkweise verborgen blieb und höheren Mächten zugeschrieben wurde. Wer durch magische Wundermaschinen Materie animieren konnte, stand im Ruf, über Leben und Tod zu verfügen, was sich bis heute in literarischen Traditionen über die Romantik bis Science-Fiction und Horror aktualisiert.
Den ersten Höhepunkt erlebte der Automatenbau im spätantiken Alexandria. Unter ägyptischen, griechischen und jüdischen Einfluss entwickelten Mathematiker und Erfinder wie Ktesibios, Philon von Byzanz und Heron von Alexandria technische Apparate und ganze Maschinenensembles, die natürliche Bewegungsabläufe von Menschen und Tieren simulierten. Von arabischen Ingenieuren, etwa den drei Banū-Mūsā-Brüdern (9. Jh.) oder Al Jazari (1136-1206) weiterentwickelt, gelangte die Tradition nach Europa, wo sie im Mittelalter - zumindest literarisch - zu Formen künstlicher Intelligenz erweitert wurde. Roger Bacon (1214-1294) soll Urheber eines Kopfes gewesen sein, der orakelhaft Ratschläge zur Verteidigung Englands erteilte und Albertus Magnus wird der Bau eines "Eisernen Mannes" nachgesagt, der als Türhüters diente. Sein Schüler Thomas von Aquin soll sich vom mechanischen Geschwätz derart gestört gefühlt haben, dass er ihn mit einem Hammer zerstörte.
Das Wort Android soll erstmals im 17. Jahrhundert Verwendung für eine sprechende Bildsäule des Alberts Magnus gefunden haben. Philip K. Dicks Do Androids Dream of Electric Sheep (1968)
Befeuert von der mechanischen Ente eines Jaques Vaucanson (1709-1782), die vom Schnattern über den Gang bis zur Verdauung ihr natürliches Vorbild imitierte, avancierten "L'automat" und "la machine" im barocken Frankreich zu Modewörtern.