Goldenes Zeitalter

Aus Daimon

Lucas Cranach d. Ä., Das goldene Zeitalter, um 1530.

Das Goldene Zeitalter (griech. chrýseon génos) bezeichnet in der antiken griechischen Mythologie den idealen (paradiesischen) Urzustand des Menschen. Im epischen Lehrgedicht Werke und Tage findet sich die Erzählung von den fünf Menschengeschlechtern, in der Hesoid (geb. v. 700 v.d.Z.) die Abfolge der Weltzeitalter schildert. Nach dem vollkommenen Goldenen, dem Silbernen und dem Ehernen Zeitalter folgt das „Zeitalter der Heroen“, in dem Odysseus und Achilles gelebt haben sollen. Das fünfte Zeitalter ist das Eiserne, in dem Hesiod selbst lebt. Am Anfang schufen die Götter das goldene Geschlecht, das ohne Krankheit, Alter und Sorge lebte. Nahrung war reichlich vorhanden und der Tod erfolgte schmerzlos durch Entschlafen. Nach dem Tod wurden die Angehörigen dieses Geschlechts zu mächtigen Daimones, die in Wolken über die Menschen auf der Erde wachten: "Nahe nämlich, inmitten der Menschen, sind die Unsterblichen und achten auf alle, die das Auge der Götter nicht scheuen und einander mit krummen (ungerechten) Bescheiden mißhandeln Weilen doch auf der vielnährenden Erde dreimal zehntausend unsterbliche Wächter des Zeus über sterbliche Menschen und wachen über Rechtssprüche und Schandtaten, ganz im Nebel gehüllt und allwärts wandernd auf Erden."[1] Das silberne Geschlecht war von Hybris geprägt und zollte den Göttern keinen Respekt. Es wurde vertilgt und zu Daimones, die unter der Erde wohnten. Die unterirdischen, chthonischen Daimones wurden ebenfalls von den Menschen verehrt, waren aber weniger mächtig als die überirdischen. Die ehernen waren hartherzig und streitsüchtig, weswegen sie in den Hades kamen. Das darauf folgende Geschlecht der Heroen, das um Theben und Troja kämpfte und von Homer beschrieben wird, war edler. Der Heros (ἥρως) lebte nach dem Tod auf der Insel der Seligen fort. Hesoids eigenes Zeitalter ist vom Verfall der Sitten, von Willkür und Gewaltherrschaft sowie vom Konkurrenzkampf aller gegen alle geprägt. Die Menschen des Goldenen und Silbernen Zeitalters werden zu Daimones und beschützen und beeinflussen gemeinsam mit den Heroen die Bevölkerung Griechenlands. Neben der moralisierenden Aufforderung zu einem arbeitsamen und tugendhaften Lebenswandel ist an Hesiods Darstellung bemerkenswert, dass nur jene zu Dämonen und Heroen werden, die durch ihre irdische Taten und Arbeit sich unsterblich machen und über die Geschichte bis in die Zukunft wirken. Dämonen und Heroen sind bei Hesiod historische Geister, die das Leben der Menschen in der Gegenwart beeinflussen und ihr Schicksal mitbestimmen.


Einzelnachweise

  1. Hesiod, Werke und Tage, übersetzt und herausgegeben von Otto Schönberger, Stuttgart 2007, S. 23f.