Sinne
Aus Daimon
(pch) Im Keller fortlebender christlich mittelalterlicher Tradition begegnen uns Dämonen als Ausdruck des diese Tradition kennzeichnenden, unabdinglichen Hanges zur repräsentativen Personifizierung. „Indem die Sinnenlust als dasjenige erscheint, was zu bannen und auszuschließen ist, und womit der Geist nichts zu schaffen haben will, ohne dass dieser doch schon das schließliche Urteil gefällt hat: so nimmt das Sinnliche die Gestalt des Dämonischen an, bei ästhetischer Indifferenz.” [1]
Einmal als Dämon manifestiert ebnet das Ausbleiben jenes Urteils, von Kierkegaard zum Todesurteil des Don Juan stilisiert, den Sinnen keinen Weg mehr: in die viel zu kleinen Leiber von Teufelchen gezwängt, den Affekten schutzlos ausgeliefert, zum Bersten prall mit verzweifeltem Verlangen, von Sehnsüchten gequält die zu bändigen der Tag nicht reicht, dass auch im nächtlichen Traume noch daran gearbeitet werden muss - an ihrer Unterdrückung, wie man später manchmal glauben wird; zu unserer Belustigung, wie uns Kierkegaard versichert. Wird Don Juan, werden die Sinne allerdings nicht als Individuum aufgefasst, „dann habe ich die Naturmacht, das Dämonische, was ebensowenig des Verführens müde, oder hiermit fertig wird, wie der Wind müde wird zu stürmen, das Meer zu wallen, oder ein Wasserfall, sich von seiner Höhe herabzustürzen.” [2]
- ↑ Søren Kierkegaard, Entweder - Oder I, http://www.textlog.de/kierkegaard-don-juan-faust.html
- ↑ Søren Kierkegaard, Entweder - Oder I, http://www.textlog.de/kierkegaard-don-juan-idee.html