Descartesscher Dämon
Aus Daimon
René Descartes (1596 - 1650) begründet in "Discours de la méthode" (1637) den universellen oder methodischen Zweifel. Über die Kritik der Sinneserkenntnis bezweifelt er den Wahrheitsgehalt seiner Wahrnehmung. Woher können wir wissen, dass unsere Eindrücke mit der Welt, wie sie realiter ist, übereinstimmen. Könnte nicht ein allmächtiger Gott betrügerische Absichten verfolgen (deus deceptor) und den Menschen bewusst täuschen. Damit bringt Descartes einen Dämon ins Spiel, der falsche Vorstellungen von der Welt ins Bewusstsein setzt, um den Menschen hinter das Licht zu führen und zu quälen. Dieser böse Dämon (genius malignus) manipuliert Realität und illusioniert falsche Wirklichkeiten, wodurch sich die wahrgenommen Welt von der eigentlichen Realität fundamental unterscheidet. Der Mensch ist ohne Möglichkeit der Gewissheit. Was bleibt ist Zweifel und Paranoia, um die eigene Existenz, die Willensfreiheit und das souveräne Ich als Voraussetzungen von Erkenntnis und Wahrheit gegenüber Ohnmacht und Determiniertheit zu retten.
Vorstellungen „dämonischer“ Mächte, die unsere Wahrnehmung manipulieren und eine künstliche Welt suggerieren, finden sich bis heute. Insbesondere das Sciencefiction-Genre erzählt von Dämonen, die von psychotechnologischen Drogen (Stansilaw Lem, Der futurologische Kongreß) bis zum Cyberspace (Filmtrilogie Matrix) reichen.