LUDUS GLOBI

Aus Daimon


LUDUS-GLOBI 01.jpg

Thomas Feuerstein, LUDUS GLOBI, 2009. Installation bestehend aus Wandgrafik, Teppich, 9 Kugeln, Grafik, Maße variabel. Ausstellungsansicht kunst Meran

Das Globusspiel ist ein Geschicklichkeitsspiel, das von bestimmten Regeln und unberechenbaren Wirkungen abhängt. Aber was geschieht, wenn die Wirkungen nicht gesetzmäßig der Ursache gehorchen; ist dann das Schicksal des Spielers mit dem Lauf der Dinge unauflöslich verbunden und spiegelt sich die Welt in jeder seiner Körperzelle? Das Spiel besitzt einfache Regeln, aber aufgrund des nicht bestimmbaren Laufs der Kugeln ergibt sich eine Diskrepanz zwischen Erwartung und Resultat, die weit größer ist als bei herkömmlichen Kegel- oder Boccia-Spielen. Der Spieler versucht die Kugeln zu disziplinieren und in eine geordnete Bahn zu bringen, doch die Kugeln verhalten sich nicht nach den physikalischen Gesetzen, die ihre Form verspricht. In den Kugeln lebt ein Dämon, der den Lauf der Dinge beeinflusst. Mit dem Dämon und seinen Störungen - dem Schicksal der Kugel - heißt es sich zu arrangieren, um ans Ziel zu gelangen. Das Globusspiel geht auf Nikolaus von Kues zurück (1401–1464), der 1450 das Fürstbistum Brixen zugesprochen bekam, wo er seine Abhandlungen über das ludus globi verfasste. In „Dialogus de ludo globi“ definierte Nikolaus von Kues die Spielregeln: „Meine Absicht war, dies neulich erfundene Spiel, das alle durchweg leicht erfassen und gerne spielen, weil es bei dem verschiedenen und niemals sicheren Lauf (des Globus) so oft zu Gelächter kommt, in eine dem Vorhaben nützliche Ordnung zu bringen. Und ich machte ein Zeichen, wo wir stehen, wenn wir den Globus werfen, und in der Mitte des Feldes einen Kreis. (...) In diesem Kreis machte ich neun weitere Kreise. Die Spielregel ist nun, daß der Globus im Inneren des Kreises zur Ruhe kommen soll von der Bewegung; und je näher dem Mittelpunkt, umso mehr gewinnt er nach der Zahl des Kreises, an dem er stillsteht. Und wer am schnellsten 34 erreicht haben wird, (...) soll der Sieger sein.“ Die Rauminstallation von Thomas Feuerstein nimmt das Globusspiel der Renaissance zum Ausgang, um Spieldämonen zu schaffen, die mit den Besuchern ein Spiel zwischen Ordnung und Chaos, Schicksal und Geschick, zwischen vorbestimmten Regelwerken und freien Willen treiben.


LUDUS-GLOBIF 02.jpg

Thomas Feuerstein, LUDUS GLOBI, 2009. Wandgrafik, Maße variabel.


LUDUS-GLOBI 03.jpg

Thomas Feuerstein, LUDUS GLOBI, 2009. C-Print, 140 x 100 cm.