Lilith

Aus Daimon

Vermutlich älteste erhaltene Darstellung von Lilith. Burney-Relief, Terrakotta, Sumer, ca. 1950 v.d.Z., British Museum, London.

Mythologie

Lilith findet sich sowohl in semitischen als auch nichtsemitischen Kulturen bei den Babyloniern, Assyrern, Juden und Arabern sowie bei den Sumerern und Hettitern. Innerhalb der jüdischen Mythologie wird Lilith bis heute überliefert. Der hebräische Name Lilith (aramäisch Lilitha) taucht zum ersten Mal in einem Fragment einer sumerischen Version des Gilgamesch-Epos auf.[1] Lilith wird als Begleiterin des Gottes oder Dämons Lil-la erwähnt, der in Sumer ein Windgott war. In Folge war Lilith in Sumer eine Windgöttin, die als Mischwesen mit herabhängenden Flügeln und Krallen dargestellt wurde. In der sumerischen Erzählung Inanna und der Huluppu-Baum wird sie vom Weltenbaum des Paradiesgartens in die Wüste vertrieben.

Lilith, Relief, Notre-Dame de Paris

In der Dämonenvorstellung des Judentums nimmt Lilith eine Doppelstellung ein. Dem Mann erscheint sie als Verführerin und Dirne, der Frau als Kinder raubende und verschlingende Mutter. Sie wird als Schlange dargestellt und als "Würgerin" bezeichnet. Insbesondere schwangere und gebärende Frauen schützten sich mit Amuletten und magischen Texten vor Liliths übergriffen.

Im Midrasch erschafft Gott aus dem selben Lehm Adam und Lilith. Das Lehmstück, aus dem Lilith geschaffen wurde, war aber mit dem Speichel des von Gott verstoßenen Samael verunreinigt. Sie will sich Adam nicht unterordnen und verlässt das Paradies. In der Wüste verkehrt sie mit Mischwesen und zeugt täglich tausend Dämonenkinder. Als Ersatz für Lilith schafft Gott aus Adams Rippe Eva.

Nach kabbalistischen Quellen sind die bösen Dämonen (Satanin, Seirim, Schedim, Schabbalah und die Engel des Verderbens) kurz vor Ende der Schöpfungswoche entstanden, wegen des eintretenden Sabbats aber nicht vollendet worden. Sie sind halbfertige Trümmerwesen, die die Nähe der Menschen suchen, um sich Fortzupflanzen. Als Begleiterin von Satan, der im Sohar Samael genannt wird, steht Lilith für die zerstörerische Seite Gottes.

Gegenwärtige Bedeutungen

Während in christlicher Tradition Lilith eine untergeordnete Rolle spielt und nur in einer Bibelstelle, Jes. 34, 14, Erwähnung findet, wird sie im Feminismus als Symbolfigur gegen die patriarchale Unterwerfung zitiert.

Nach einer medizinischen Studie, die keine Kausalität zwischen kalter Zugluft und Erkältungen nachweisen konnte, mutmaßen die Verfasser, dass die im Alltag verbreitete Furcht, sich durch Zugluft sowie offenen Türen und Fenstern zu erkälten, im Glauben der Sumerer und ihrer Windgöttin wurzelt.[2]

Computer

Lilith ist ein Online-AIML-Bot (AIML = Artificial Intelligence Markup Language), dessen Software auf Richard S. Wallaces Programm A.L.I.C.E. (Artificial Linguistic Internet Computer Entity) basiert.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Siegmund Hurwitz, Lilith - Die erste Eva, Einsiedeln 2004, S. 57.
  2. S. Levin, V. Cornick, "DRAUGHTS OR SHOULD I CLOSE THE WINDOW?", in: The Lancet, Volume 291, Issue 7546, Pages 806-808.

Weblinks

LILITH Magazine — Independent, Jewish & Frankly Feminist

Lilith in der japanischen Anime-Fernsehserie Neon Genesis Evangelion (NGE oder EVA)