Peter Szely

Aus Daimon

Backtrack the brain

Szely, 2007
Szely, Backtrack the brain, Performance, Magazin 4, 11.5.2007

Installation und Performane anlässlich der Ausstellung Die Dämonen im Magazin 4/Bregenzer Kunstverein.

"Meine Projekte sind auch als skulpturale Architektur auf akusmatischer Basis zu verstehen, ein erweiterter Skulpturbegriff, der sich immer auf den Raum bezieht und als Ergebnis immer auf den jeweiligen Raum und dessen singulären akusmatischen Eigenschaften abgestimmt ist. Es handelt sich um eine dreidimensionale Klangskulptur, die den Raum neu codiert und sich im virtuellen Medium des Schalls abbildet. Hierfür entwickelte ich mittels einer „open source Software“ eine Art von Raummatrix, OctagonMorph, welche mir erlaubt den gesamten Raum als Projektions- Fläche für meine dreidimensionale Klangskulptur zu nützen. Bei OctagonMorph Version System Dub (OctaM) handelt es sich um ein ‚Instrument’, das es mir erlaubt, Klang im Raum zu bewegen und die Klänge im Raum mehrfach gespiegelt zu verdichten. Die Arbeit OctaM begann ca. im Jahr 2000 und setzt sich bis zum heutigen Tage fort. Der grundlegende Gedanke der Arbeit besteht darin, ein intuitiv zu bespielendes Instrument – Interface zu schaffen, das es ermöglicht Klangprojektionen abseits des üblichen Stereopanoramas aber auch des Dolby Surround Systems zu schaffen. Der Rezipient meiner Arbeiten steht sozusagen nicht vor dem Plattenspieler und hört, sondern befindet sich als Partikel auf der Platte und dreht sich mit, wobei der genaue Standort des Partikels auf der Platte wesentlich die Rezeption beeinflusst. Das Hören des Stückes wird nicht mehr passiv konsumiert, sondern kann aktiv vom Rezipienten mitgestaltet werden, indem er sich in dem für die Klangprojektion vorgesehenen Raum bewegt und somit ständig neue Hörpunkte und Klangsynapsen im Raum für sich entdeckt. Es handelt sich hier um ein organisches System, das stetig wächst und sich ständig verändert.

Mit dieser speziellen Audioprogrammierung habe ich bereits Stücke und Klangprojektionen in den verschiedensten Formen realisiert:

Life Bespielungen von Räumen / Konzerte Temporäre Interventionen in Räumen / öffentlichen Räumen Klanginstallationen klassischer als auch interaktiver Art Bild –Ton Projektionen in Zusammenarbeit mit Kolleginnen

Bei OctaM handelt es sich um ein offenes System, das es ermöglicht, Sounds und Systeminputs über eine spezielle Audioprogrammierung an die im Raum verteilten 8 Lautsprecher weiterzuleiten und so zu verteilen, das jeder unabhängig voneinander mit Sounds versorgt werden kann. In einer weiteren Ebene können die Sound-Events auch zeitlich zueinander verschoben und so die Sounds durch den Raum bewegt werden.

So ergibt sich für den Zuhörer eine akusmatische Situation, die den üblichen Stereoraum verlässt und sich auch nicht mit einer mehrfachen Stereoabbildung oder Dolby Surround vergleichen lässt. Der Sound wird dadurch dreidimensional und baut neue virtuelle Räume, in denen einzelne Klänge umher wirbeln. Das technische Instrumentarium, auf das ich zurückgreife sieht folgendermaßen aus Laptop, 8-Kanal-Soundkarte, zusätzlicher 8fach analog Digitalwandler mit optischem Kabel mit der 8-Kanal-Soundkarte verbunden, bis zu 16 Lautsprecher. Vom Laptop aus werden die Signale auf 16 einzelne Monowege verteilt und mittels OctaM mit Bewegungsmustern versehen. Die Soundkarte wird mittels optischen Kabels mit dem zusätzlichen 8fach analogen Digitalwandler verschaltet, sodass es mir möglich ist bis zu 16 Lautsprecher im Raum einzeln anzusteuern. Hier variiert je nach Größe des Raumes und Stück die Anzahl der Lautsprecher von mindestens 4, meistens 8 bis hin zu 16 Lautsprechern. Der Unterschied zum normalen Dolbystereo Surround besteht nicht nur in der Zahl der Lautsprecher, sondern auch in der Tatsache, dass die Lautsprecher als Eckpunkt eines Klangfeldes gedacht sind, welches sich nicht zum Ziel setzt möglichst räumliches Hören zu generieren, sondern durch die Einzelansteuerung der bis zu 16 Lautsprecher immer neue Perspektiven des Raumes und immer neue rhythmische und melodische Perspektiven des Klanges auszuloten und so ein Feld zu schaffen, dass sich stetig erneuert und wächst. Das System gleicht einer organischen Struktur, die ständig in Bewegung ist. Meine Installationen und Konzerte sind als offenes Labor, als Work in progress gemeint und geben den Besucherinnen die Möglichkeit, einerseits aktiv ins Geschehen einzugreifen, andererseits, aufgrund der Transparenz der Produktion, die stattfindenden Prozesse nachzuvollziehen. Für mich bedeutet das transparente Hören der ´Klangaura´, die Möglichkeit, ein Interface zu erzeugen, das es zulässt, die verschiedenen Geschwindigkeiten einer pulsierenden, sich ständig in Bewegung befindlichen Umgebung, wahrzunehmen, (aufeinander ab) zu stimmen, zu tunen und so eine sich ständig dynamisierende Grundlage für meine einzelnen Interventionen zu schaffen. Ich bezeichne das als Klangarchitektur."

Biografie

Peter Szely, lebt und arbeitet in Wien, Studium der Computermusik und elektronischen Medien. Arbeiten im Bereich (Sound)-Installation, Klangarchitektur, intermediale Kunst, Radiokunst, Kompositionen, Klangenvironments für Theater, Konzerte, Performances sowie mediale und akustische Interventionen im öffentlichen Raum.

Weblink

www.szely.org