Rakshasa

Aus Daimon

Thomas Rainer


Rama tötet den Dämon Subahu. Illustriertes Manuskript des Chamrajokti Vilasa, basierend auf dem ersten Buch von Valmikis Ramayana, Jagdish and Kamla Mittal Museum of Indian Art, Hyderabad, Accession No. 76.817. MS2, dat. 1825-1830, aus Mysore (Südindien).

Rakshasa (weibl. Rakshasi) ist ein böser Dämon der hinduistischen Mythologie. Im letzten Buch des Ramayana (Uttara Kanda) wird die Erschaffung der Rakshasas durch Brahma berichtet. Im ersten Weltalter, Krita Yuga, habe der Gott beim Rezitieren der Veden starken Hunger verspürt. Aus seinem von Ärger gezeichneten Antlitz gingen die Rakshasas hervor. Es sind nächtliche Unholde, die sich durch ihre Bosheit auszeichnen. Sie töten Menschen und Kühe, stören das Opfer, suchen Friedhöfe heim und ernähren sich von Menschenblut und Menschenfleisch. Häufig wandeln sie ihre Gestalt, treten als Hund, Geier, Eule und sonstiger Nachtvogel auf. Sie können Riesen gleichen oder ungestaltigen, hässlichen Menschen; manche haben Tierköpfe mit hervorquellenden Augen und spitzen Zähnen, ihre giftigen Nägel sind für Menschen tödlich.

Das Ramayana schildert ihr Reich auf der Insel Lanka, wo als König der Rakshasas der zehnköpfige Ravana regiert. Unter Mithilfe seines eigenen Bruders Lakshmana tötet Rama die Walddämonen Tataka und Subahu (Abb.) und schleudert dessen Bruder Maricha in das Meer. Zum Reh verwandelt hilft Maricha darauf Ravana Ramas Geliebte Sita zu entführen, was nach hartem Kampf mit den Rakshasas zur Eroberung des Reiches Lanka durch Rama führt.

Mit den Asuras gehören die Rakshasas im Hinduismus zu einer Klasse dämonischer Wesen, die als Gegner der Götter (Devas) agieren – eine Entwicklung die spiegelverkehrt zur Mythologie der altiranischen Religion verläuft. Dort stellt der aus der Klasse der ahuras hervorgegangene Gott ahura mazda den höchsten Gott des Lichtes dar, während die devas oder daevas zunehmend lichtfernen, das Böse repräsentierenden Nachtwesen gleichgesetzt wurden. Die ursprüngliche Ambivalenz von Götter und Dämonen zeigt sich im Hinduismus in einem demgegenüber stärker ausgeprägten Verfließen der Eigenschaften beider Wesen. So sind die Gandharvas, welche wie die Rakshasas dem Gott Brahma entspringen, gutartige Dämonen, die als Musikanten der Götter den himmlischen Wein bereiten und – von der Göttin der Sprache gestillt – als redegewandte Verführer, unwiderstehliche Liebhaber und Boten der Götter unter den Menschen agieren.