Incubus

Aus Daimon

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Johann Heinrich Füssli, Nachtmahr, 1802. Öl/Lw., 76 x 64 cm

Incubus (lat. incubare, oben liegen, ausbrüten) und Succubus (lat. succumbere, unten liegen) sind Namen für einen männlichen und weiblichen "Druckgeist", die meist synonym für Alb oder Mahr gebraucht werden. Sie suchen Schlafende auf und lösen Albträume (engl. nightmare) aus, die in einer Mischung aus Horror und sexueller Übergriff erlebt werden. Die früheste Erwähnung finden erotische Dämonen in den Hochkulturen Mesopotamiens, wo sie u.a. als Lilu, Lilutu, Ardat Lili oder Irdu Lili den Menschen feuchte Träume bescheren. Diese Vorstellung tradiert sich in der jüdischen und christlichen Mythologie in Form der Lilith. Da im Volksglauben Dämonen keine Seele besitzen, versuchen sie sich mit Menschen zu paaren und Nachkommen zu zeugen, die als hybride Wesen unter Menschen leben. In anderen Angstvorstellungen saugen die nächtlichen Dämonen den Schlafenden aus und berauben ihn seiner Lebensenergie, wie dies im Vampir-Mythos zum zentralen Motiv wird. Der Inquisitor Sylvester Prierias beschreibt in Quaestio de strigis (1521) Incubi als Wesen mit einem doppelten Penis, um Frauen gleichzeitig vaginal und anal befriedigen zu können. Unter Folter wurden "Geständnisse" zur Erfüllung unterdrückter Wünsche erpresst. In diesem Sinn fungierten die Protokolle der Inquisition als zynisch-sadistische Pornografie eines klerikalen Patriarchats.


Den Albtraum deutet Freud als entstellte Form unterdrückter Wünsche. Das, was gewünscht wird, aber nicht gewünscht ist, wird als etwas Fremdes und Außenstehendes erfahren: "Der Traum stellt einen gewissen Sachverhalt so dar, wie ich ihn wünschen möchte; sein Inhalt ist also eine Wunscherfüllung, sein Motiv ein Wunsch." [1] In christlicher Tradition konnten über dämonische Heimsuchungen nächtliche Samenergüsse moralisch legitimiert werden, da der von einem Dämon besuchte für die Sünde nicht verantwortlich gemacht wurde. Der Mythos aktualisiert sich im 20. Jh. in Form von Aliens. Medizinisch wird neben dem erotischen Anteil die sogenannte Druckangst durch Atemnot (Angina pectoris) erklärt.


Einzelnachweise

  1. Sigmund Freud, "Die Traumdeutung", in: ders., Gesammelte Werke [GW] I-XVIII Bde. und Nachtrageband, Frankfurt a. Main 1976ff, S. 123.