Regelkreis

Aus Daimon

(pch) In der Kybernetik und in den Sportwissenschaften wird eine Bewegung, die laufend beobachtet wird und in die jederzeit eingegriffen werden kann, als im closed-loop stattfindende bezeichnet. Bewegungen, auf die das nicht zutrifft, brechen den Regelkreis zu einem open-loop auf. Man denke sich Turmspringerinnen, die zuerst auf dem Brett meditieren und dann binnen kürzester Zeit eine komplexe Abfolge von Drehungen und Wendungen machen, die zwar in vielen, vielen Wiederholungen einstudiert worden ist, währenddem sie aber stattfindet nicht mehr bis ins Detail bewusst gesteuert werden kann. Ab und zu landet die eine dann auf dem Bauch und kommt als blauer Fleck an den Rand des Beckens geschwommen: Es ging einfach zu schnell - das Bewusstsein ist zu träge, um den Moment des Fehlers zu erfassen und einzugreifen; es kann nicht mithalten mit der Geschwindigkeit des Leibes. Videoaufzeichnungen helfen im Nachhinein den Punkt zu bestimmen, wenn sich selbst im Gedächtnis keine Spuren finden.

Warum dann sich der Ungewissheit aussetzen? Im open-loop ist einfach mehr möglich. Außerdem ist er uns allen bekannt: Wer ist sich schon beim Gehen bewusst, wie er einen Fuß vor den anderen setzt? Es geht; unbewusst. Es fährt Rad, es atmet, es plaudert sogar den lieben langen Abend ununterbrochen. Das ist nicht das Freudianische Es, sondern das der Grammatik, ein Scheinsubjekt, das dem Geschehen unterschoben wird, damit beim Sprechen ein vollständiger Satz entsteht. Es ist das Unbewusste, jene berühmten sieben Zehntel des Kreises, die im Offenen stattfinden, die uns erst bewusst werden, wenn wir stolpern und es schon zu spät ist; wenn wir gesagt haben, was wir nicht hätten sagen sollen. Es ist das Reich der Dämonen, Zu- und Verteiler des Glücks, Regulatoren des Pechs, des Reichtums und des Missgeschicks.