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Aus Daimon

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Pandemonium

Oliver Selfridge beschrieb 1958 in einem Vortrag über Künstliche Intelligenz mit dem Titel Pandemonium ein gleichnamiges Computerprogramm, das aus einer Heerschar von Dämonen besteht.[1] Der KI-Historiker Daniel Crevier vergleicht Selfridges Ansatz mit “Milton’s captial of Hell: a screaming chorus of demons, all yelling their wishes to a master decision-making demon”.[2] Selfridge, der sich mit Neuronalen Netzwerken, pattern recognition und machine learning beschäftigte, dürfte damit als erster den Begriff Dämon in die Computerwissenschaft eingeführt haben. Dämonen speichern bei Selfridge Abläufe, erkennen Muster und triggern neue Abläufe innerhalb eines Systems.

DAEMON: Disk And Execution MONitor

Selfridge kam als Student von Norbert Wiener ans MIT und arbeitete dort bei Marvin Minsky, den er u.a. bei der Ausrichtung der ersten KI-Konferenz 1955 unterstützte. Im Rahmen seiner Tätigkeit am Lincoln Laboratory des MIT war er stellvertretender Direktor des MAC-Projektes. Fernando J. Corbató leitete MAC, das sich u.a. der Entwicklung von Betriebssystemen und Künstlicher Intelligenz widmete. In Anlehnung an den Maxwell'schen Dämon nannte Corbató 1963 ein Programm, das auf einem IBM 7094 lief und automatisiert Backups des File System auf Band herstellte Daemon. Daemon wurde in Folge zu einem Backronym (ein im nachhinein gebildetes Akronym) für „Disk And Execution MONitor“. Corbatos Daemon beeinflusste zahlreiche Computerwissenschaftler am MIT, die sich mit der Entwicklung autonomer Programme und Künstlicher Intelligenz beschäftigten. In diesem Sinne stehen Bots in einer genealogischen Linie mit Daemon und können von Chatbots über Web bots bis Surveillance bots als Dämonenheerschar des Netzes beschrieben werden.

Betriebssysteme und KI-Programme

Daemon (in der Unix-Welt auch "demon") bezeichnet ein Programm oder Teil eines Programms, das vom Nutzer nicht explizit aufgerufen werden muss. Es wartet im Hintergrund des Systems und erledigt bei Bedarf automatisch Aufgaben. Im Unix-System ist ein "daemon" ein langlaufender Prozess, der Systemressourcen verwaltet. In Windows-Systemen werden derartige Prozesse "services" genannt. Im Unix System Administration Handbook (Seite 403) schreibt Evi Nemeth: "Many people equate the word 'daemon' with the word 'demon', implying some kind of satanic connection between UNIX and the underworld. This is an egregious misunderstanding. 'Daemon' is actually a much older form of 'demon'; daemons have no particular bias towards good or evil, but rather serve to help define a person's character or personality. The ancient Greeks' concept of a 'personal daemon' was similar to the modern concept of a 'guardian angel'—eudaemonia is the state of being helped or protected by a kindly spirit. As a rule, UNIX systems seem to be infested with both daemons and demons."[3]

Am MIT ist die Bezeichnung "demon" für einen Programmteil, "daemon" für ein Betriebssystem gebräuchlich. Vor allem im Bereich Künstlicher Intelligenz bzw. in KI-Programmen spielen "demons" eine bedeutende Rolle.


Einzelnachweise

  1. Oliver Selfridge, "Pandemonium: A paradigm for learning", in: Her Majesty's Stationery Office (Hg.), Mechanisation of Thought Processes, London 1959, S. 511ff.
  2. Daniel Crevier, AI: The Tumultuous History of the Search for Artifcial Intelligence, New York 1993, S. 40.
  3. "The BSD Daemon"


Weblinks

Artificial Intellegence Patterns & Selfridge's Pandemonium

TV-Sendung über MIT und CTSS time-sharing system und einem Interview mit Fernando J. Corbató, aus dem Jahr 1964: 1963 Timesharing: A Solution to Computer Bottlenecks

Unix Daemon Server Programming

Unix Daemons in Perl