Machiavellis Dämonologik

Aus Daimon

Santi di Tito, Portrait Niccolò Machiavelli, ca. 1520

Den Begriff Dämonologik prägte Dolf Sternberger (1907–1989) in seinem zweibändigen Werk Drei Wurzeln der Politik, in dem die Werke von Aristoteles, Machiavelli und Augustinus für drei unterschiedliche Logiken stehen: Politologik, Dämonologik, Eschatologik.[1] Während die Politologik für die Gemeinschaft und das Wohl der Bürger im Staat und die Eschatologik für die "Scheidung der Geister" und "Sammlung der Heiligen" in einer veränderten Welt steht, zielt die Dämonologik auf Herrschaft und staatliche Kontrolle. Die zweite Wurzel des Politischen, die auf Niccolò Machiavelli (1469-1527) und sein Werk Il Principe zurückgeht, beschreibt Sternberger als dämonisch und "transmoralisch", da aus ihr ein tyrannisches System erwächst. Der von Machiavelli in Il Principe charakterisierte Fürst, ist ein Herrscher ohne Eigenschaften und Überzeugungen, der seine politischen Fähigkeiten zweckorientiert seinem eigenen Machterhalt ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl unterstellt.[2] Der tyrannische Politiker agiert wie ein mutierender Virus, der nach Sternberger nicht amoralisch, sondern "transmoralisch" regiert, indem er sich jeder Situation anpasst. Dämonologik und Demagogie treffen sich hier nicht nur in ihrer gemeinsamen etymologischen Wurzel, sie werden zum Ausdruck einer totalitären Staatsführung, die nach Sternberger nichts mit dem Politischen im Sinne der aristotelischen, bürgerlichen Politikologie gemein hat und sich etwa in der Struktur des Faschismus wiederfindet.

Einzelnachweise

  1. Dolf Sternberger, Drei Wurzeln der Politik, Frankfurt a. Main 1978.
  2. Niccolo Machiavelli, Der Fürst, Frankfurt a. Main 2001