Genius loci

Aus Daimon

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Genius flankiert von Laren, Casa dei Vettii, Pompeji VI 15, 1

Der Begriff Genius loci (lat. genius (Schutz-)geist, loci Genitiv Singular von locus Ort) bezeichnet in der römischen Mythologie den Schutzgeist eines Tempels oder heiligen Ortes, der häufig wie der griechische Daimon in Form einer Schlange dargestellt wird. Der Genius loci verdeutlicht die ursprüngliche Bedeutung von Genius, der nicht einem einzelnen Individuum, sondern einer ganzen Familie angehört. Im Mittelpunkt steht das generative Prinzip der Hervorbringung und Reproduktion einer Sippe (lat. gens), die der Genius von einer Generation zur nächsten begleitet. Der Ort von dem eine Sippe oder Familie ihren Ausgang nimmt oder mit dem sie in enger Verbdindung steht, wird als kollektiver Ursprung betrachtet, über den der Genius loci wacht. Der Genius einer Person und der Genius eines Ortes verbinden sich in einem identitätsstiftenden Moment. Der "genius populi Romani" ist beispielsweise an das römische Reich gebunden, der einer Familie an eine bestimmte Gegend oder ein Haus. In den Häusern war es Sitte, Schlangen zu halten, die als Verkörperung von Genien des Ortes galten und ihre Bewohner schützten. Der Tod einer Schlange wurde als schlechtes Omen gesehen. Der Genius loci ist heute Teil unterschiedlicher Diskurse in Architektur, Ästhetik bis Geomantie und Esoterik.

Weblinks und Literatur

Marco Bischof, Genius Loci

Günther Vogt, Anselm Jaenicke, Genius Loci, Frankfurt a. Main, 1989.

Christian Norberg-Schulz, Genius Loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst, Stuttgart 1982.